Berichte

“Das Glas der Vernunft“

Verleihung des Bürgerpreises „Das Glas der Vernunft“ an Carolin Emcke

Am Sonntag wurde der Preis der Kasseler Bürgerschaft „Das Glas der Vernunft“ im Staatstheater verliehen. Seit 1991 würdigt der Verein der Freunde und Förderer des Kasseler Bürgerpreises Menschen, die sich für Menschlichkeit und Demokratie einsetzen. In diesem Jahr wurde die Journalistin und Publizistin Dr. Carolin Emcke für ihr Engagement mit dem Preis ausgezeichnet. Am Samstag konnten Schülerinnen und Schüler sowie Studierende der Universität Kassel bereits im Rahmen eines Jugendsymposions mit der Preisträgerin ins Gespräch kommen und am Sonntag an der Preisverleihung teilnehmen.

Carolin Emcke, die das Schreiben als Vergegenwärtigung von Beziehungen und dem eigenen Handeln bezeichnet, geht es um das Innehalten und Sich-Bewusstwerden dessen, was man denkt und wahrnimmt. Nicht selten wurde sie von denjenigen, mit denen sie in Kriegsgebieten und Krisenregionen gespochen hat, gefragt, ob sie ihre Geschichten aufschreibe und damit für einen größeren Adressatenkreis zugänglich und damit wahr mache. Denn, so Carolin Emcke, diese Menschen fühlten sich häufig nicht gesehen und so sei es oft schwierig für sie, abzureisen und sie zurückzulassen.

Ihr Gegenüber als Mensch wahrzunehmen – mit all seinen Gefühlen, Erfahrungen, Urteilen und Brüchen – das sei ihr zentrales Anliegen und auch sie müsse sich dabei ihren eigenen Ressentiments stellen und Einschätzungen revidieren. Von den Schülerinnen gefragt, ob sie nicht manchmal verzweifle angesichts des Hasses und der antidemokratischen Strukturen in Deutschland, antwortete Carolin Emcke, sie sei grundsätzlich optimistisch, angesichts der derzeitigen Lage teilweise verzweifelt, versuche jedoch weiterhin, mit ihrer demokratischen Haltung durchzudringen und lud die Anwesenden dazu ein, auf das zu schauen, was gelingt.

Die Preisverleihung fand am Sonntag in einem feierlichen Rahmen statt, bei dem PD Dr. Mirjam Zadoff, die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, die Festrede hielt und Prof. Dr. Martin Saar, Institut für Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Laudatio. Für unsere Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, die dabei waren, waren es zwei besondere Veranstaltungen, die zum Nachdenken anregen und – wie Carolin Emcke in ihrer Erwiderung am Beispiel der Fugeverdeutlichte – dazu auffordern, Demokratie als den wahren Kern der Gesellschaft anzuerkennen und sie weiterzuführen.

ROC

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