Der vielgewandte Odysseus: Gesichter eines Helden von Homer bis James Bond
âDen Mann nenne mir, Muse, den vielgewandten, der gar viel umgetrieben wurde, nachdem er Trojas heilige Stadt zerstörte. Von vielen Menschen sah er die StĂ€dte und lernte kennen ihre Sinnesart; viel auch erlitt er Schmerzen auf dem Meer in seinem Mute, bestrebt, sein Leben zu gewinnen wie auch die Heimkehr der GefĂ€hrten.â Der Mann, von dem hier (in der Ăbersetzung Schadewaldts) die Rede ist, ist Odysseus â einer der griechischen Helden im Trojanischen Krieg, âErfinderâ des Trojanischen Pferds, listenreich und um seine GefĂ€hrten bemĂŒht. So erzĂ€hlt es zumindest Homer.
Dass Odysseus aber auch andere Gesichter hat, konnten die Griechischkurse sowie die Lateinkurse der Q-Phase am vergangenen Freitag von Frau Dr. Kappl, Dozentin fĂŒr Griechisch und Latein an der Philipps-UniversitĂ€t Marburg, erfahren. Denn nicht nur in der Antike wurde von Odysseus erzĂ€hlt: Auch in Dantes göttlicher Komödie kann man, mit Vergil als FĂŒhrer, Odysseus begegnen. Und dort wird er gar nicht mehr als so sehr um seine GefĂ€hrten bemĂŒht dargestellt. Vielmehr ist er von seinem Entdeckerdrang getrieben, das Schicksal und die WĂŒnsche seiner GefĂ€hrten sind ihm egal. Ein Ă€hnliches Bild zeigt sich in Tennysons Gedicht âUlyssesâ, ĂŒber das es Odysseus schlieĂlich sogar ins Filmbusiness geschafft hat. In âJames Bond: Skyfallâ zitiert M, Leiterin der Doppel-Null-Abteilung des Geheimdienstes MI6, daraus, um die Bedeutung ihrer Abteilung und ihrer Agenten zu rechtfertigen: âSind wir auch lĂ€nger nicht die Kraft,| die Erdâ und Himmel einst bewegte,| so sind wir dennoch was wir sind; |Helden mit Herzen von gleichem| Schlag,| geschwĂ€cht von Zeit| und von dem Schicksal;| doch stark im Willen| zu ringen, zu suchen, zu finden.| Und nie zu weichen.â
Die Fragen aus dem Publikum schon wĂ€hrend des Vortrags und auch im Anschluss daran zeigten, dass die Helden und Geschichten der sogenannten âtoten Sprachenâ noch lange nicht tot, sondern von groĂem Interesse sind.
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Dr. Kappl, die sich die Zeit genommen hat, uns auf diese kleine Reise, nicht Odyssee (!), durch die Literatur mitzunehmen und auch einmal andere Facetten von Odysseus aufzuzeigen.
(DIE)
