“Du lebloses, verdammtes Automat!” Dieser Ausruf des Nathanael in E.T.A. Hoffmanns “Sandmann” ließe sich wohl kaum im Hinblick auf die Ausstellung des Frankfurter Liebieghauses “Maschinenraum der Götter – Wo unsere Zukunft erfunden wurde”, sagen, die Freitag, den 28. April 2023 vom Lateintutorium der Q2 unter der Leitung von Markus Adami besucht wurde.
(Zumindest für die Schüler) frühmorgens, pünktlich um 7:14 Uhr, ging es mit der gemütlichen Hessischen Landesbahn vom Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe gen Süden. Ein Gang durch die auf ein Neues jedes Klischee erfüllende Frankfurter Bahnhofsgegend ließ die Gruppe am Ziel ankommen. Um den Bezug zu Hoffmann zu Beginn wiederherzustellen: Auf den ersten Blick liegt gefühlt nur wenig zwischen den Vorstellungen des Automaten in der Antike, auf die die Führerin im Liebieghaus den Fokus richtete, wahrscheinlich auch, weil eben ein Lateinkurs zugegen war, und der, wie sie Hoffmann in seinem Werk aufbaut. Zugegeben – das Zitat zum Einstieg bezog sich weniger auf einen Automaten an sich, sondern war ein Ausruf des Protagonisten Nathanaels an seine Geliebte Clara, wodurch sich das psychotische Verhalten dessen präsentierte. Es bot sich einfach zu gut an, um nicht nicht verwendet zu werden. Allerdings zeigt sich später mit Olimpia, die neue Liebe Nathanaels, die aber tragischerweise kein echter Mensch war.
Ganz ähnlich war eine Geschichte zu einem ausgestellten Gemälde, das eine Erfindung des Dädalus zeigte. Dädalus baute eine Holzfigur eines Stiers, damit sich Pasiphae, die Gemahlin des Minos, mit einem Stier vereinigen konnte. Pasiphae wurde zu dieser Liebesbeziehung von Poseidon verflucht. Neben der Erinnerung, dass die griechische Mythologie eben so ist, wie sie ist, gab es aber auch Ausstellungsstücke, die zeigten, was zu den jeweiligen Zeiten wirklich existierte. Dazu gehörte unter anderem ein Beweis des Satz des Pythagoras, der noch aus der babylonischen Zeit stammte, oder ein Speisesaal, der sich entgegen der Erde gedreht haben soll. Warum eine Art Karussell beim Essen erwünscht sein sollte, blieb allerdings allen ein Rätsel. Natürlich gab es auch Beiträge zum römischen Sonnensystem. Die Treppe hoch in den 1. Stock schaffte einen erheblichen zeitlichen Sprung: Ein Modell eines programmierbaren Webstuhls von Jacques de Vaucanson aus der Zeit der Aufklärung (1746) zeigte erstmals eine gewisse Nähe zu dem Automaten, wie man ihn heute versteht. In früheren Jahrhunderten wurden nämlich meist zwecklose Automaten gebaut, die die Natur so gut wie möglich nachahmen sollten. Das hat sich geändert. In der heutigen Zeit sind Automaten Geräte, die möglichst selbständig arbeiten und so den Alltag des Menschen vereinfachen sollen. Der Begriff Automat kommt vom Altgriechischen αὐτόματος (automatos, zusammengesetzt aus αὐτος autos „selbst“ und μεν men- „denken, wollen“), übersetzt also ein “sich-selbst-Bewegen- oder Denken“).
Nach der Führung gab es dann noch etwas Zeit, sich selbst mit der Ausstellung auseinanderzusetzen, dazu bot sich zum Beispiel die Skulpturenausstellung im Untergeschoss an. Nach nettem Plausch mit Museumsmitarbeitern setzte man sich dann mit dem kulinarischen Angebot der Stadt auseinander. Der 10-Euro-Döner kam dabei allerdings nicht ganz so gut weg. Auf dem Weg zum Bahnhof für die Rückreise bot sich noch ein kurzes Sightseeing durch die Goethestraße sowie des Bankenviertels an. Das wurde natürlich ausführlich für Fotos genutzt. Der gelungene Ausflug wurde im Zug durch etwaige Partien Stadt-Land-Fluss abgeschlossen. Um kurz nach 17 Uhr konnte dann in der Heimat wieder angesetzt werden.
Q2 – Lateintutorium