Das Friedrichsgymnasium zeigt als UNESCO-Projektschule vom 06.- 27. Mai 2024 die Ausstellung „Jüdische Identitäten“ von Rafael Herlich. Am 6. Mai sprach der Photograph selbst über seine Biographie, Intention und die Bilder im Rahmen einer Eröffnungsveranstaltung.
Herr Herlich zeigte den Oberstufenkursen zunächst ein Bild seiner Großeltern – beide sind im Konzentrationslager ermordet worden. Sein Vater, der den Holocaust überlebte, konnte Zeit seines Lebens nicht darüber sprechen. Herlich möchte sprechen. Er spricht durch seine Bilder. Er beschreibt ein Bild, das er von einem Großvater mit Enkel am Frankfurter Hauptbahnhof aufnahm: Der Großvater wurde von seiner Mutter dort in einen Zug gesetzt, wohl um den Jungen zu retten, und verabschiedet – er sah sie nie wieder. Genau diese Stelle zeigte der Großvater seinem Enkel. Herlich hielt diesen bewegenden Moment fest.
Er spricht über Tradition und Vielfalt jüdischen Lebens heute – dies ist eindrucksvoll auf seinen Bildern zu erkennen. Auch mit Blick auf das Vergangene: Man sieht einen Jungen an seiner Bar Mizwa, auf den Armen seiner Großeltern ist eine KZ-Nummer eintätowiert. Auch der Fußballverein “Makkabi Frankfurt” ist ein Motiv. Auf einem Bild sieht man drei Spieler, jeder gehört einer anderen Religion an. Wer gehört wohin? Das alles sei egal, denn es komme auf den Menschen an!
Herlich berichtet auch über jüngere Fälle von Antisemitismus gegenüber Kindern und Jugendlichen. Seiner Stimme ist anzuhören, dass ihn das sehr bewegt. Auch im Raum herrscht Ruhe. Er appelliert an die Jugendlichen, jeder könne etwas tun. Wir sollen nicht wegsehen, wenn andere ausgegrenzt, beleidigt oder verletzt werden.
Es war insgesamt eine sehr beeindruckende Veranstaltung; im Anschluss sah man sich die Bilder an und konnte Fragen stellen.
Ein besonderer Dank geht an Benjamin Ho (8e) für die sehr stimmungsvolle musikalische Gestaltung. Und auch dem Förderverein sei herzlich gedankt für die finanzielle Unterstützung des Projekts.
Seien Sie / seid ihr herzlich eingeladen, die Ausstellung im Foyer und im ersten OG des Friedrichgymnasiums zu besuchen.
BOD