Berichte

Inspirierend und mit Witz – Lesung mit dem Autor Jörg Menke-Peitzmeyer

[custom_frame_left]IMG_5524[/custom_frame_left]Dank des Engagements von Frau Rehborn las am 24.11.14 der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer in unserer Aula für die Oberstufe. Das Projekt, in dessen Rahmen die Lesung stattfand, heißt TAtSch (TheaterAutoren treffen Schule). Von diesem Projekt werden jedes Jahr fünf Schulen bundesweit ausgesucht, die sich von einer Liste von Autoren einen Paten aussuchen dürfen. Wir sind eine davon! Frau Rehborn machte sich für dieses Projekt stark und so wurde schließlich entschieden, dass Jörg Menke-Peitzmeyer aufgrund der vor allem für Jugendliche interessanten Themen in seinen Stücken – beispielsweise Essstörung, Mobbing und Fußball – bei uns lesen sollte. Begleitet wurde er von Thomas Hof, einem Theaterpädagogen des Staatstheaters Kassels, der bereits vor der Lesung ein Stück von Menke-Peitzmeyer in den Klassenzimmern des FGs gespielt hatte.

Jörg Menke-Peitzmeyer las aus seinem neuesten Roman „Willy, the beast“, der im nächsten Jahr erscheinen soll. Die Hauptperson des Buches ist der 15-jährige Bert, der unter seinem Übergewicht von 101 Kilo leidet. Seine Überlebensstrategie, wenn er gemobbt wird, ist, das Ganze humorvoll zu nehmen. So erzählt er sehr „lustig“ aus seinem Leben … Von seiner Mutter, die ständig wechselnde Freunde aus Osteuropa hat und nicht kochen kann, den Diätpillen, die er sich kauft und die ihm schließlich geklaut und als Drogen „vertickt“ werden, und über eine Frage, die ihn schon immer beschäftigt: Ob Twix ein oder zwei Schokoriegel sind…

Nach der sehr lebendigen, halbstündigen Lesung gab es die Möglichkeit, Fragen an den Autor zu stellen, die dieser mit Geduld und Humor beantwortete.

Mit dem Schreiben begann Menke-Peitzmeyer gezwungenermaßen, da er aufgrund einer Knieverletzung eineinhalb Jahre vom Sportunterricht befreit wurde. In dieser Zeit, als eigentlich fußballbegeisterter Teenager, musste er irgendwie Energie loswerden. Das tat er damals mithilfe einer Schreibmaschine. Nach eigener Aussage beruhigten ihn die Geräusche, die die Maschine machte.
Seine Inspiration und seine Ideen, so der Autor, bekäme er aus seinem Leben, von Freunden, seiner Familie, dem Alltag und von sich selbst. Vorbereiten muss er sich nicht, wenn er einen Roman oder ein Theaterstück schreibt. Manchmal ist natürlich Recherche nötig, damit alles, was er schreibt, auch stimmt. Allerdings schreibt er am liebsten in einem alten Schmierheft und in Bewegung – im Zug zum Beispiel oder in der Küche. Lächeln mussten deshalb auch viele bei der Aussage, dass Jörg Menke-Peitzmeyer kein Arbeitszimmer, geschweige denn einen Schreibtisch hat. Außerdem gestand er uns, dass er ein Mensch sei, der nur unter Druck wirklich arbeiten könne, denn ohne zögen sich seine Arbeiten hin, weshalb er Klausuren früher geliebt habe – was im Publikum für irritierte Blicke sorgte.

Während seiner Zeit als Schauspieler, bevor er dramatisches Schreiben studierte, spielte Menke-Peitzmeyer besonders gern Frank Moor aus den Räubern von Schiller, da es eine so bekannte Figur ist. Sich selbst sieht er als zu schüchtern zum Schauspielern und zu extrovertiert, um Autor zu sein, was wir Schüler an ihm allerdings eher positiv fanden, da seine Lesung dadurch wirklich fesselnd war. Im Moment möchte er allerdings nicht mehr als Schauspieler arbeiten, es sei denn, er bekäme ein super Angebot, da er nicht mehr so sehr den Drang wie früher habe, sich groß darzustellen. Das Stück, das ihm von seinen eigenen am meisten gefällt, ist „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“, was aufgrund der damals kurz bevorstehenden WM als erstes Stück vom ihm Erfolg hatte. In seiner Freizeit liest er selbst gerne Romane, eine Art literarisches Vorbild fand er in Henry Miller. Er schreibt seine Romane für die Schauspieler, „die das Ganze ausbaden müssen“, und für sich selbst, da seiner Meinung nach nur das, was ihm Spaß macht und ihn interessiert, auch andere begeistern könne. Die Begeisterung, die Aufmerksamkeit des Publikums sei auch die Wirkung, die er mit seinen Büchern erzielen wolle. Schreibblockaden kenne er eher weniger, da er findet, dass Schreibblockaden aus der Angst, etwas Falsches oder Schlechtes zu schreiben, entstünden. Seine Taktik dagegen sei, einfach alles, was ihm einfällt, egal was, aufzuschreiben, dann wegzulegen und später Korrektur zu lesen. Im Allgemeinen sei der Beruf des Schriftstellers auch durchaus ein Beruf, mit dem man reichwerden könne, betont der Autor, wobei natürlich nur Auftragsarbeiten „sicheres“ Geld bedeuten würden. Auch verdiene man mit Theaterstücken mehr als mit Romanen. Seine Strategie als Geschäftsmann habe er dabei von seinem Großvater, der ihm schon sehr früh sagte, bevor klar wurde, was er einmal werden würde: „Wenn du Geschäftsmann wirst, kalkulier immer so, dass du den nächsten Auftrag ablehnen kannst.“ Diesen Ratschlag beherzigt er heute noch. Sein Studium im Schreiben kann er nicht weiterempfehlen, da er findet, dass es ihn eher blockiert als inspiriert habe, mit Leuten zusammenzusitzen, die auch schreiben. Die anderen Autoren waren wohl sehr ruhig, sodass ein einfaches „Guten Morgen“ schon verwirren konnte. Da passt jemand mit so viel Energie wie Menke-Peitzmeyer natürlich nicht hinein – da sind wir uns alle einig.

Auch Thomas Hof vom Staatstheater Kassel beantwortete uns viele Fragen. Für ihn als Theaterpädagogen mache es einen besonderen Reiz aus, mit Jugendlichen zu arbeiten. Er liebe es, die bei Schauspielerkollegen so verhassten Klassenzimmerstücke zu spielen, da er da die Reaktionen des Publikums direkt sehe und das Schauspiel so real und lebendig sei. Außerdem wüssten die Schüler meistens nicht, dass er ein Schauspieler sei, was die Reaktionen echt und natürlich mache. Diese Reaktionen würden ihn häufig verwundern und überraschen, was seinen Beruf für ihn spannend mache. Sein Trick, um beim Schauspielern im Publikum die richtigen Emotionen hervorzurufen, sei, die Emotionen selbst zu empfinden, sich selbst das Stück so zu übersetzen, dass man es nachempfinden kann, und während man es spielt, Bilder vor Augen hat. Nur dann könnten die Emotionen auch auf das Publikum übertragen werden. Ein guter Text hingegen enthalte für ihn Sätze, hinter denen Welten lägen, die immer passen würden. Auch müsse ein guter Text so geschrieben sein, dass man ihn lese und sofort eine Idee habe, wie man ihn umsetzen könne. Das Klassenzimmerstück, das er am Friedrichsgymnasium spielte, beginnt sinngemäß mit den Worten von ihm als Schüler zu seiner neuen Klasse: „In den nächsten fünf Minuten könnt ihr alles mit mir machen, was ihr wollt.“ Die Schüler sind wie gesagt nie eingeweiht, sodass eine Klasse daraufhin bspw. begonnen habe, Strohhalme rauszuholen und Papierkügelchen zu kauen. Hof fand die klebrigen Geschosse verständlicher Weise sehr eklig, hatte aber zuvor von den Lehrern erbeten, nur einzugreifen, wenn er auf dem Boden liege, Nasenbluten bekomme oder ähnliches. Am liebsten spiele er allerdings vor Haupt- und Realschulklassen, da deren Emotionen ehrlicher seien. Gymnasiasten seien da meist zu „verkopft“ und hätten viele Situationen im Bereich des Mobbings häufig noch nicht wirklich erlebt, während diese bei Haupt- und Realschulklassen eher alltäglich seien. So wurde Hof zum Beispiel einmal von einem Gymnasiasten gefragt, ob Mobbing wirklich passiere. Diese Frage würde ein Hauptschüler so niemals stellen. Als guter Schauspieler müsse man einerseits die Leute interessieren, gut schauspielern können und Ellenbogen haben, um sich durchzuboxen zu den guten Rollen.

Das Buch „Willy, the beast“ wollen sich nun die meisten, die an der Lesung teilgenommen haben, auch zulegen und wissen, wie es mit Willy weitergeht. Somit bedeutet es an dieser Stelle einen absoluten Lesetipp und das Resümee einer erfolgreichen Lesung. Dank unserer Patenschaft, sowohl mit dem Staatstheater Kassel als auch mit TAtSch, werden wir die beiden noch häufiger am Friedrichsgymnasium sehen können und freuen uns schon jetzt darauf.

Carla von Canstein, E1

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