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“Romdeutsch” – Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen

[custom_frame_left]Athene_rund[/custom_frame_left] Der Volksmund bezeichnet Latein als eine tote Sprache. Viele fragen sich daher, warum man sie deshalb nicht endlich begräbt, sondern meint, sie auch noch weiter an Schulen unterrichten zu müssen.

Am Abend des 16. April 2013 zeigte sich dieser Grund wieder einmal sehr deutlich: Dr. Karl-Wilhelm Weeber – Honorarprofessor für Alte Geschichte, Lehrbeauftragter für Latein und Autor diverser kurzweiliger Etymologiebücher und historischer Romane – war zu Gast in der Aula des Friedrichsgymnasiums und führte den anwesenden Lehrern, Schülern und Eltern, in jedem Falle wohl mit dem Lateinischen vertraut, vor Augen, dass diese Sprache mitnichten tot, sondern vielmehr lebendig und aktuell ist.

Etymologie also – irgendeine ferne, trockene Wissenschaft, die beweist, dass einige verkalkte Professoren des 21. Jahrhunderts noch Latein gebrauchen und quasi künstlich am Leben erhalten? – Auch dies ist zu verneinen.

Dass ein Konfirmand irgendwie nach Fremdwort klingt, hört jeder; dass es von dem lateinischen Verb confirmare (stärken, bekräftigen) abstammt, können sich zumindest jene, die einst fleißig Vokabeln lernten, noch denken; für das Gerundivum schließlich – der Konfirmand muss eben (im Glauben) bekräftigt werden –, muss man jedoch mit der lateinischen Sprache einigermaßen vertraut sein.

Auch Grammatik ist ein gutes Stichwort, welches Herr Dr. Weeber wieder aufzugreifen wusste: Die Grammatik nämlich, für sich genommen als dröge und uninteressant empfunden, steht Pate für das neudeutsche Wort „Glamour“, wobei eben die lateinische Grammatik einst als etwas Faszinierendes und daher herausragend, beeindruckend und glamourös erschien. Was für eine Wohltat für alle Freunde der Grammatik, denen die Argumente für das „Pauken“ ausgegangen sind …

Darüber hinaus zeigte Herr Dr. Weeber in amüsanter und anschaulicher Weise, wie die Zusammensetzung heutiger Worte aus lateinischen Prae- und Suffixen sowie einem passenden Wortstamm funktioniert. Am Beispiel des lateinischen Verbs spectare lassen sich – um eine kleine Auswahl zu nennen – die wunderbaren, der deutschen Hochsprache entsprechenden Wörter Re-spekt, su-spekt, A-spekt usw. bilden, wobei das „Sehen“ jedem der Worte zu Grunde liegt und nur die Vorsilbe darüber entscheidet, ob man die Sichtweise des Gegenübers achtet, sich in sie hineinversetzt (re-) oder ob man sie eben kritisch-abwertend (su-) betrachtet.

Große Freude kam schließlich im Auditorium (audire, lateinisch für „hören“) auf, als Herr Dr. Weeber die Pop-Kultur, vom lateinischen populus (Volk) stammend und die wahre Volksmusik meinend, und die jugendlichen Modewörter „krass“ und „total“ unter die Lupe nahm, wobei letztgenannte „fett“ (crassus) und – wörtlich – „ganz“ (totus) meinen.

Nach Betrachtung der lateinischen Wörter in Alltags- und Jugendsprache wurde schlussendlich noch die Presse aufs Korn genommen, wobei sich hierfür trefflich die gesteigerten Superlative, wie beispielsweise der Klassiker „extremst“, und einige historische Ungenauigkeiten eigneten.

Mit den aus seinem Buch „Romdeutsch“ zitierten Wortgeschichten zur „Ampel“, ursprünglich von der Amphore stammend, und dem „Penicillin“, wobei gerade letzteres – obwohl als etwas unfein angekündigt – von der anwesenden Fachschaft Latein lautstark gefordert wurde, klang ein höchst amüsanter und rundum gelungener Vortrag aus.

Matthias Ehmer, Jahrgangsstufe Q4

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